Lisa von Ortenberg
(formerly Lisa Stocker)
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Q & A

„Wieso eigentlich Hongkong?“

Tja, gute Frage. Ich sah mich eigentlich auch immer in Amerika... Bis ich im Auftrag der Neuen Zürcher Zeitung am Sonntag eine Weltreise machen durfte. Im Januar 2009 gings los: In 42 Tagen mit dem Round-the-World- Ticket einmal um die Erde. 13 mal habe ich Station gemacht, mit Ausnahme von Bali immer in Städten: Grosstädte sind für Singlefrauen einfach leichter zu erforschen als Neuseeland im Camper. Sobald mich eine kleine Welle von Melancholie überrollte, flüchtete ich in Museen, Boutiquen oder Shoppingmalls; erfreute mich an der überbordenden Schönheit um mich herum – und schon gings mir besser. Die Männer-Strategie, in Bars erst mal ein paar Drinks zu bestellen, schlug bei mir nämlich ins Gegenteil aus. Danach fühlte ich mich eher einsamer.

Weil ich für meine 13 Stopover nur begrenzt Zeit hatte, habe ich meine Route im Vorfeld auf Facebook gepostet, um in jeder Stadt mindestens einen „Cityguide“ zu haben. Idealerweise Freunde von Freunden, die dort leben und sich ein paar Stunden Zeit für mich nehmen. Oder die mir wenigstens eine Liste ihrer Lieblingsorte schicken könnten. Für Hongkong meldete sich der Bruder eines Berliner Architekten, den ich einmal auf einer Vernissage kennengelernt hatte.

“Was war denn das Ziel Deiner Reise?”

Um ganz ehrlich zu sein, wollte ich zunächst einfach nur raus. In München passierte damals gerade nicht soviel. Die Magazine machten Verluste oder wurden gleich ganz eingestellt. Und natürlich spürte ich das Krisenklima, das seit September 2008 weltweit herrschte. Ich hatte eigentlich vor, dem “R”-Wort zu entkommen, aber die REZESSION wartete UEBERALL. In New York traf sich die Jeunesse Doree im Diner anstatt Champagnerflaschen zu leeren. In Tokio standen die Verkäuferinnen im Shoppingviertel Ginza mit  traurigen Gesichtern in den ach so schönen Läden herum, weil niemand mehr Geld ausgeben wollte. Meine Präsenz half ihnen da auch wenig. Es war wirklich ein verrückter Weltreisenmonat. Immer im Jetlag, dann diese Gleichzeitigkeit –  arm und reich, Glück und Verzweiflung. Ich verdiente nichts, logierte aber konsequent zu sehr freundlichen Journalistenkonditionen in Luxushotels – irgendjemand musste es ja tun – von wo ich den Sorgen der jeweiligen Stadtbewohner wie aus einer Wolke zusah.

Im Peninsula Hongkong zum Beispiel steckten sie mich in die Harbour Suite. Die hat ungefähr 150 Quadratmeter, eine riesige Eckbadewanne mit Blick über den Hafen und einen Kamin im Salon. Als ich nach drei Nächten im Morgengrauen auscheckte, wurde ich gefragt, ob ich schon Zeit gehabt hätte für ein Fruehstueck. NEIN?? In dem Fall würden sie vorschlagen, mir meinen French Toast mit Cappuccino “to go” zu machen, damit ich ihn auf dem Weg zum Flughafen im Rolls Royce genießen könnte. Danach war ich dem Peninsula verfallen.

Sonst ist nichts passiert im Pen?

Nicht das geringste. Ich traf den Ex-Berliner und Wahl-Hongkonger F. im Sevva, ein Bar-Restaurant mit filmreifer Dachterrasse. Die Wolkenkratzer leuchteten, die Schiffe im Hafen hupten. Der Champagner war heillos überteuert. Einige der weiblichen Gäste trugen zu den Designerkleidchen echte Birkin Bags oder andere verboten teure Labels, die ich mir noch nie geleistet habe. Eine irre Show! Am nächsten Morgen war ich völlig verkatert. Um überhaupt etwas zu machen, ließ ich mich massieren. Ich werde den Namen der Masseurin nie vergessen. Gloria. Die sagte mir auf den Kopf zu, dass ich normalerweise ein reiner Vata-Typ sei – ewig hektisch, heute aber müde, erschöpft und glücklich. Genau so war es! Hongkong schien auf meiner Seite zu sein.

Ich sah den Mann dann aber erst mal nicht mehr – bis ich zwei Monate später wieder einen Auftrag in Asien hatte. Diesmal in Indonesien – wo F. (zufällig) auch gerade seinen Jahresurlaub verbrachte. So kam es zu einem unerwartet romantischen Wiedersehen. Danach hatte ich einen Freund, der 14.000 Kilometer weg wohnte. Nicht  ideal, aber weil nach meiner Weltreise sowieso gerade eine riesige Lust aufs Ausland in mir pochte, habe ich im August 2009 kurz entschlossen zwei Koffer gepackt, meine Münchner Existenz untervermietet und bin in eine weiße Junggesellenbude in einem Hochhaus mitten in Hongkong gezogen. 

Und nun berichtest Du aus China!

Jetzt wieder. Denn genau ein Jahr nach meinem Umzug war ich schon Mutter von Antonia. Da der Kinderwagen allerdings fast groesser war als der Flur unseres Appartements in der Stadt mit den teuersten Mieten der Welt, zogen wir im Januar 2011 in ein Haus mit Garten auf eine der vorgelagerten Inseln, Lantau. Das liegt exakt 23 Faehrminuten von Hongkong entfernt. Doch der Lifestyle ist das komplette Gegenteil – wir haben Strände, Berge und Wanderwege. Und man fuehlt sich wie in einer amerikanischen Kleinstadt.

Und wie läuft das Arbeiten so mit Kleinkind?

Mit zwei Kleinkindern... Im Dezember 2011 haben wir nämlich noch einen Mitbewohner bekommen, den kleinen Jonathan. Meine Augenringe wollten und wollten nicht verschwinden. Irgendwann dämmerte mir, dass „nebenbei arbeiten“ mit zwei Babies  schwierig wird. Aber da nun beide Kinder in den Kindergarten gehen, und wir eine wunderbare Nanny haben, bin ich wieder jeden Tag am Schreibtisch zu finden. Und liebe mein Homeoffice..


Was schreibst Du eigentlich?

Reisegeschichten – bislang vor allem aus Hongkong und Umgebung, künftig aber gern auch wieder von WEITER WEG. 

Reportagen im Sinne von Urahn Egon Erwin Kisch: „Raus auf die Strasse, ran an den Mann.“ Ausschnitte von Wirklichkeit. Ich würde meiner Tochter den Reporterberuf uneingeschränkt weiterempfehlen, wenn er nur besser bezahlt wäre.  Doch nach wie vor finde ich nichts so befriedigend wie die Unvorhersehbarkeit eines (hektischen) Reportertages.

Portraits. Ich liebe es, neue Menschen kennenzulernen und mich mit ihnen über ihre Lebensentwuerfe zu unterhalten. Wie sie wurden, was sie sind.  

Egal ob in meiner Wahlheimat Hongkong oder einer neuen Stadt – ich freue mich königlich, wenn ich einen Ort ENTDECKE, der aussergewoehnlich strich glamourös ist.  

Kurzgeschichten (bisher unveroeffentlicht) im Sinne von Max Frischs “einfaeltiger Erzaehlhaltung“: „Ich möchte diesen Tag beschreiben, nichts als diesen Tag, unser Wochenende und wie's dazu gekommen ist, wie es weiter verläuft. Ich möchte erzählen können, ohne irgend etwas dabei zu erfinden.” Für irgendwas müssen all die Umwege in meinem Leben ja gut gewesen sein.

PS: Falls Sie das hier zufällig gerade als Redakteur oder Lektorin lesen, dann emailen Sie mir einfach. Ich schreibe seit über 20 Jahren – siehe auch nächstes Kapitel! Ein bisschen Erfahrung ist also vorhanden. Auf der Seite „Unveroeffentliches“ finden sich auch immer wieder journalistische Texte, die Sie sofort kaufen können.

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