Gerade als ich drueber nachdachte, dieses Portal fuer immer zu schliessen, habe ich doch vorgestern eine Frau getroffen, die wieder mal einen Eintrag verdient hat:
Dabei hat Diana einen wunderbaren Humor und lacht oft. Sie wuchs in Australien auf, wo gestelztes Getue nur in absoluten Ausnahmefaellen vorkommt. Und zwar als Tochter eins rumaenischen Vaters (Vladimir – ist auch ihr Mittelname) und einer franzoesisch-russisch-deutsch-staemmigen Mutter. Eine feine Mischung! Sie will alterslos bleiben und hat ihr Alter daher einfach vergessen. Der kleine Spleen kommt von ihrer Model- und Ballettvergangenheit, danach studierte sie Film, Kunstgeschichte und Politik, weil sich ihre kunstliebenden Eltern doch ein wenig Sicherheit wuenschten. Mit Politik dachten sie, koennte Diana ja spaeter immer noch zur Uno gehen oder sonstige Organisationen beraten. Aber vermutlich ahnten es alle, dass es dazu eher nicht kommen wuerde. Im Grunde hatte sie ihre Jugend ja damit verbracht, Nick Cave als Groupie in irgendwelchen Clubs aufzulauern. Und selbst in Bands irgendwelche irre duesteren Songs zu singen. Ihre letzte Band "Donner & Blitzen" hat sie inzwischen wieder aufgeloest, aber Konzerte gibt sie immer noch – Jazz, Gothic, Berliner Cabaret der Zwanziger, solche Sachen. Besonders stolz ist sie auf ihren Auftritt bei Clockenflap, Hongkongs wunderbarem Open Air Event, das Anfang Dezember genau da stattfand, wo in wenigen Jahren das Supermuseumsareal und "Museum of visual culture" M+ (Architektur: Herzog & de Meuron) eroeffnen soll. Plaudernd fanden wir bei unserem Minirundgang durch Sheung Wan (ein kiezaehnliches Viertel in HK) ausgerechnet das Saffron Cafe, dessen Geschaeftsfuehrer selbst Musiker ist und mit ihr gleich ueber die Hongkonger Bandszene fachsimpelte. Die im Grunde noch duerftiger sei, als die Kunstszene. Wohingegen zum Beispiel Pnohm Penh (!) hervorragende Bands, Clubs und Freaks zu bieten haette. Hatten wir so auch noch nicht gehoert. "Phnom Penh wird mein naechstes Kurzurlaubsziel", befand sie sofort. Und wirkte insgesamt ziemlich zufrieden, umgeben von Vinyl auf der Couch ihren Tee trinken und reden zu koennen. Auf Geschaeftsreise kam sie 2008 erstmals nach Hongkong – sie hatte damals eine Werbeagentur in Shanghai – dabei traf sie ihren spaeteren Mann, einen echten Hongkonger. Mit ihm lebt sie jetzt draussen auf dem Land in einem Villagehaus, das sie in kuerzester Zeit bis unters Dach vollgestopft hat mit Buechern, Keats-Erstausgaben und Kunstbaenden. Ein Pferd fuer morgendliche Ausritte ueber die Countryparks rundet das Idyll ab.
Damit aber zu meiner Ausgangsfrage, was sie von der Kunststadt Hongkong halte? Tja! Vor sechs Jahren, als sie herkam, war es eine Wueste. Nur eine Handvoll relevanter Galerien gab es. Sie selbst fing als Kuratorin bei Sundaram Tagore an (damals einer der besten) und gruendete ihr Kunstmagazin "Framed". Kuenstler traf man selten, denn die brauchen ja Raum, den es in dieser sauteuren Stadt guenstig einfach nicht gibt. Anders als in Berlin, "wo Kunst ja in jedem zweiten Schaufenster stattfindet", wird in Hongkong Kunst nur ver- oder gekauft. Diana liebt Berlin und hat sich mit ihrem Mann zusammen eine Wohnung in Kreuzberg gesucht. Daher driftet das Gespraech mitunter etwas ab in die deutsche Hauptstadt, wo ja fast jeder ein Kuenstler ist – zumindest aus Hongkonger Sicht. Marlene, Hildegard, der Friedhof in Kreuzberg. Wir ergehen uns beide in Liebeserklaerungen an Berlin. Hongkong ist das genaue Gegenteil von "arm, aber sexy" – sein Auktionsmarkt ist der drittgroesste weltweit nach New York und London. Dafuer haben es die Kreativen hier schwer. Der Hongkonger liebt es eher konform, schliesslich muss er an die Miete denken. Lee Kit, einer der beruehmtesten jungen Kuenstler Hongkongs, der die Stadt auch auf der Biennale in Venedig vertreten hat, lebt heute in Taipeh. Zum Glueck ist Adrian Wong noch da, ein amerikanischer Kuenstler, und zwar zusammen mit seinem Hasen, der die Kunst fuer ihn produziert. Diana mag den lustigen Wong und seinen Bunny. "In Hongkong reden die Leute sonst ueber Kunst wie ueber Blue chips." Motto: "Welches Bild ist das bessere Investment?" Verdammt ernst und berechnend ist das. Genau wie in der Mode sucht man auch fuer die Wand sichere Marken. Damien Hirst wird immer gern genommen. Und Picasso natuerlich – das ultimative Statussymbol hiesiger Milliardaere.
Damit sind wir endgueltig in die Gegenwart gerutscht – zum Megakunstevent, frueher Hong Kong Art Fair, die seit vergangenem Jahr als Art Basel Hongkong firmiert. Und gibt es eine bessere Marke im internationalen Kunstmarkt als das Label "Art Basel"? Schon im Vorfeld hatte das Grossereignis die ganze Szene erschuettert. "Es war, als kaeme der Zirkus in der Stadt", hatte es Diana in Postism beschrieben. Im ehrwuerdig-kolonialen Pedder Building hatten sich viele Monate vorher schon einige der grossen internationalen Galerien niedergelassen. Gagosian, Lehman Maupin, Ben Brown. Und an den Peripherien, in den Industriegebaeuden von Chai Wan und Aberdeen entstanden so tolle Sachen wie die Osage Art Foundation, Para Site oder der Spring Workshop von Mimi Brown. "Da musst du auch noch hin. Mimi ist eine supercoole Frau." Wunderbar sei auch, dass die Asia Art Society diese Woche Caravaggios Kunstwerk "Supper at Emaus" zeige – zum ersten Mal ueberhaupt in Asien. Es gibt also Hoffnung fuer die Kunstszene auf unserer Insel. Denn wenn Hongkong etwas werden will, dann gibt es wirklich Gas. "Freiwillig haette ich es mir nicht als Wahlheimat ausgesucht, aber inzwischen mag ich die Dynamik und Energie hier sehr." Sprachs und bittet mich unter die Platte an der Wand gegenueber, Nico's "Chelsea Girl". Ob sie mal kurz ein iPhone-Foto schiessen koenne? Ich saehe Nico so aehnlich. Das Foto misslang so fuerchterlich, dass ich darueber voellig vergass, auch eines von ihr zu machen. Aber sonst war es ein wunderbarer Nachmittag. Fast haette man denken koennen, wir saessen in Berlin.
Diana d'Arenberg Parmanand . Blondes, graziles Wunderkind, das sich fast immer in Schwarz kleidet und den Mund zur Femme Fatale blutrot schminkt. Dazu stelle man sich einen taillierten schwarzen Mantel und schwarze, hohe, nietengespickte Stiefel vor. Ich hatte sie zum Interview gebeten, da ich einen Artikel ueber die Kunststadt Hongkong schreiben soll – und sie eine in der Wolle gefaerbte Kunstkennerin ist. Kurz nach ihrer Ankunft in HK hatte sie bereits das Kunstmagazin "Framed" gegruendet – und als sie mit ihrem Verleger nicht mehr einer Meinung war, schwenkte sie auf Postism um – abgeleitet von postmodernism - wo sie nun klug und unermuedlich ueber Kunst, Design, Architektur und Reisen bloggt. Sie macht das so gut, dass ich fast etwas Angst vor ihr hatte, zumal sie auf Fotos auch noch so Daphne Guinness-maessig perfekt und exzentrisch gestylt guckt. Dabei hat Diana einen wunderbaren Humor und lacht oft. Sie wuchs in Australien auf, wo gestelztes Getue nur in absoluten Ausnahmefaellen vorkommt. Und zwar als Tochter eins rumaenischen Vaters (Vladimir – ist auch ihr Mittelname) und einer franzoesisch-russisch-deutsch-staemmigen Mutter. Eine feine Mischung! Sie will alterslos bleiben und hat ihr Alter daher einfach vergessen. Der kleine Spleen kommt von ihrer Model- und Ballettvergangenheit, danach studierte sie Film, Kunstgeschichte und Politik, weil sich ihre kunstliebenden Eltern doch ein wenig Sicherheit wuenschten. Mit Politik dachten sie, koennte Diana ja spaeter immer noch zur Uno gehen oder sonstige Organisationen beraten. Aber vermutlich ahnten es alle, dass es dazu eher nicht kommen wuerde. Im Grunde hatte sie ihre Jugend ja damit verbracht, Nick Cave als Groupie in irgendwelchen Clubs aufzulauern. Und selbst in Bands irgendwelche irre duesteren Songs zu singen. Ihre letzte Band "Donner & Blitzen" hat sie inzwischen wieder aufgeloest, aber Konzerte gibt sie immer noch – Jazz, Gothic, Berliner Cabaret der Zwanziger, solche Sachen. Besonders stolz ist sie auf ihren Auftritt bei Clockenflap, Hongkongs wunderbarem Open Air Event, das Anfang Dezember genau da stattfand, wo in wenigen Jahren das Supermuseumsareal und "Museum of visual culture" M+ (Architektur: Herzog & de Meuron) eroeffnen soll. Plaudernd fanden wir bei unserem Minirundgang durch Sheung Wan (ein kiezaehnliches Viertel in HK) ausgerechnet das Saffron Cafe, dessen Geschaeftsfuehrer selbst Musiker ist und mit ihr gleich ueber die Hongkonger Bandszene fachsimpelte. Die im Grunde noch duerftiger sei, als die Kunstszene. Wohingegen zum Beispiel Pnohm Penh (!) hervorragende Bands, Clubs und Freaks zu bieten haette. Hatten wir so auch noch nicht gehoert. "Phnom Penh wird mein naechstes Kurzurlaubsziel", befand sie sofort. Und wirkte insgesamt ziemlich zufrieden, umgeben von Vinyl auf der Couch ihren Tee trinken und reden zu koennen. Auf Geschaeftsreise kam sie 2008 erstmals nach Hongkong – sie hatte damals eine Werbeagentur in Shanghai – dabei traf sie ihren spaeteren Mann, einen echten Hongkonger. Mit ihm lebt sie jetzt draussen auf dem Land in einem Villagehaus, das sie in kuerzester Zeit bis unters Dach vollgestopft hat mit Buechern, Keats-Erstausgaben und Kunstbaenden. Ein Pferd fuer morgendliche Ausritte ueber die Countryparks rundet das Idyll ab.
Damit aber zu meiner Ausgangsfrage, was sie von der Kunststadt Hongkong halte? Tja! Vor sechs Jahren, als sie herkam, war es eine Wueste. Nur eine Handvoll relevanter Galerien gab es. Sie selbst fing als Kuratorin bei Sundaram Tagore an (damals einer der besten) und gruendete ihr Kunstmagazin "Framed". Kuenstler traf man selten, denn die brauchen ja Raum, den es in dieser sauteuren Stadt guenstig einfach nicht gibt. Anders als in Berlin, "wo Kunst ja in jedem zweiten Schaufenster stattfindet", wird in Hongkong Kunst nur ver- oder gekauft. Diana liebt Berlin und hat sich mit ihrem Mann zusammen eine Wohnung in Kreuzberg gesucht. Daher driftet das Gespraech mitunter etwas ab in die deutsche Hauptstadt, wo ja fast jeder ein Kuenstler ist – zumindest aus Hongkonger Sicht. Marlene, Hildegard, der Friedhof in Kreuzberg. Wir ergehen uns beide in Liebeserklaerungen an Berlin. Hongkong ist das genaue Gegenteil von "arm, aber sexy" – sein Auktionsmarkt ist der drittgroesste weltweit nach New York und London. Dafuer haben es die Kreativen hier schwer. Der Hongkonger liebt es eher konform, schliesslich muss er an die Miete denken. Lee Kit, einer der beruehmtesten jungen Kuenstler Hongkongs, der die Stadt auch auf der Biennale in Venedig vertreten hat, lebt heute in Taipeh. Zum Glueck ist Adrian Wong noch da, ein amerikanischer Kuenstler, und zwar zusammen mit seinem Hasen, der die Kunst fuer ihn produziert. Diana mag den lustigen Wong und seinen Bunny. "In Hongkong reden die Leute sonst ueber Kunst wie ueber Blue chips." Motto: "Welches Bild ist das bessere Investment?" Verdammt ernst und berechnend ist das. Genau wie in der Mode sucht man auch fuer die Wand sichere Marken. Damien Hirst wird immer gern genommen. Und Picasso natuerlich – das ultimative Statussymbol hiesiger Milliardaere.
Damit sind wir endgueltig in die Gegenwart gerutscht – zum Megakunstevent, frueher Hong Kong Art Fair, die seit vergangenem Jahr als Art Basel Hongkong firmiert. Und gibt es eine bessere Marke im internationalen Kunstmarkt als das Label "Art Basel"? Schon im Vorfeld hatte das Grossereignis die ganze Szene erschuettert. "Es war, als kaeme der Zirkus in der Stadt", hatte es Diana in Postism beschrieben. Im ehrwuerdig-kolonialen Pedder Building hatten sich viele Monate vorher schon einige der grossen internationalen Galerien niedergelassen. Gagosian, Lehman Maupin, Ben Brown. Und an den Peripherien, in den Industriegebaeuden von Chai Wan und Aberdeen entstanden so tolle Sachen wie die Osage Art Foundation, Para Site oder der Spring Workshop von Mimi Brown. "Da musst du auch noch hin. Mimi ist eine supercoole Frau." Wunderbar sei auch, dass die Asia Art Society diese Woche Caravaggios Kunstwerk "Supper at Emaus" zeige – zum ersten Mal ueberhaupt in Asien. Es gibt also Hoffnung fuer die Kunstszene auf unserer Insel. Denn wenn Hongkong etwas werden will, dann gibt es wirklich Gas. "Freiwillig haette ich es mir nicht als Wahlheimat ausgesucht, aber inzwischen mag ich die Dynamik und Energie hier sehr." Sprachs und bittet mich unter die Platte an der Wand gegenueber, Nico's "Chelsea Girl". Ob sie mal kurz ein iPhone-Foto schiessen koenne? Ich saehe Nico so aehnlich. Das Foto misslang so fuerchterlich, dass ich darueber voellig vergass, auch eines von ihr zu machen. Aber sonst war es ein wunderbarer Nachmittag. Fast haette man denken koennen, wir saessen in Berlin.