(Erschienen am 11.5. 2014 in der Neuen Zuercher Zeitung am Sonntag)
Ob er der Prinz sei, der die Hongkonger Kunstszene wachgekuesst hat? Magnus Renfrew, der erst 39-jaehrige, hoechst erfolgreiche Messechef der Art Basel Hongkong, ist ein hoeflicher Mensch. So verzieht er seinen baertigen Mund zunaechst zu einem Laecheln. Und wiegelt im gleichen Atemzug ab. “Nein. Als ich im Jahr 2007 aus Shanghai hier ankam, gab es bereits eine rege Kunstszene und sehr verdienstvollen Organisationen, beispielsweise die gemeinnuetzig organisierte Galerie Para-Site oder das Asia Art Archive. Es gab nur kein richtiges Forum.” Ein Konsortium aus fuehrenden Eventorganisationen hatte ihn beauftragt, fuer Hongkong eine anspruchsvolle Hongkonger Kunstmesse zu kreieren. Seine groesste Huerde? “Ich musste die Top-Galerien aus dem Ausland in vielen Gespraechen ueberzeugen, bei uns auszustellen”. Er sass dann dafuer staendig im Flieger. Die Welt hatte ja noch keine Ahnung, wieviel Geld in China wartet. Und welcher Reichtum an grosser Kunst. Doch Renfrew war von seiner Mission ueberzeugt: Hongkong sei der perfekte Ort fuer eine internationale Kunstmesse. Leute aus Ost und West zusammenbringen. Verkaufen. Wer sollte das besser koennen als die alteingesessene, Englisch sprechende Handelsstadt? So kam es, dass sich hier bis heute nicht nur der drittgroesste Auktionsmarkt der Welt etabliert hat (nach New York und London). Auch Renfrews Art Fair ging im Mai 2008 ueber die Buehne. Und wuchs jedes Jahr so beeindruckend weiter, dass nur vier Jahre spaeter die Art Basel den Mehrheitsanteil uebernahm. Kommenden Donnerstag wird sie zum zweiten Mal als “Art Basel Hong Kong” die Tore oeffnen.
Die Kunst hat derzeit wirklich ein Momentum in Hong Kong. Von staedtischer Seite ist fuer 2017 die Eroeffnung des “West Kowloon Cultural Districts” geplant. Ein ganzer Kulturstadtteil wird da in den naechsten Jahren aus dem Boden gestampft. Den Wettbewerb fuer das Museum “M+ for visual culture” haben Herzog & de Meuron fuer sich entschieden – mit einem riesigen, auf den Kopf gestellten “T”, das sie vor die Hochhauskulisse von West Kowloon setzen werden. Und obwohl die Bauarbeiten noch gar nicht begonnen haben, schafft es das designierte Kuratorium, die neue Aera mit Events im oeffentlichen Raum und auf der Website heute schon anzudeuten. “Wir sind gute Freunde”, sagt Magnus Renfrew anerkennend ueber seine Kollegen vom M+.
Die wichtigsten internationalen Galerien, denen Renfrew vor ein paar Jahren noch hinterherlaufen musste, haben sich schon vor der ersten Art Basel Hongkong ihre Dependancen in der City gesichert. White Cube (London) residiert pompoes an der Connaught Road 50, der Franzose Perrotin hat die gleiche Adresse, nur weiter oben, mit Hafenblick. Gagosian (New York), Pearl Lam (Shanghai), Simon Lee (London), und Lehmann Maupin (New York) haben sich alle im prestigetraechtigen Pedder Building niedergelassen, einem der wenigen noch erhaltenen Kolonialgebaeude in bester Lage. Kein Wunder, dass das Pedder am Abend vor der Eroeffnung der Art Basel HK immer “the place to be” ist.
Das naechste Kunstquartier in Central erreicht man ueber den Escalator, die laengste Freiluft-Rolltreppe der Welt. Im heutigen Viertel Sheung Wan rund um die Hollywood Road verkauften in den fruehen Kolonialjahren durchreisende Matrosen ihre Fundstuecke aus aller Herren Laender. So entstanden auf der Hollywood Road die ersten Antiquitaetenlaeden – gefolgt von Kunstgalerien und eklektisch bestueckten Laeden. Man muss sich nur treiben lassen. Lady Sin Sin von der gleichnamigen Galerie bespielt zwei gegenueberliegende Haeuser in der Sai Street 52/54 mit moderner Kunst aus Suedostasien. Auch The Cat Street Gallery (222 Hollywood Road) lohnt sich. Schraeg gegenueber liegt auch der bereits erwaehnte Kunstraum “Para Site”(4 Po Yan Street). Unscheinbar, aber einflussreich, da er spezialisiert ist auf politisch-sozial engagierte Kunst, beispielsweise von Ai Wei Wei.
Doch nicht nur im Zentrum, auch an den Peripherien blueht die Kunst. Waehrend der Art Basel fahren Busse die Aussenstandorte direkt an. Nach der Messe muss man sie suchen – was ein Abenteuer fuer sich sein kann in Stadtteilen, die man als Tourist sonst nie finden wuerde. Das Cattle Depot Artist Village (63 Ma Tau Kok Road) etwa liegt in einem alten Schlachthaus im hinteren Kowloon. Umgeben von den typischen, endlosen Hochhaus-Gebirgen, hat sich hier mit Unterstuetzung der Stadtregierung eine Gemeinschaft von Kuenstlern und Kunstinstitutionen niedergelassen, die dem grosszuegigen Backstein-Komplex neuen Charme verleihen. Die frueheren Troege stehen noch in der Mitte, ausserdem unzaehlige Blumen und Topfpflanzen. Und selbst wenn keine Events auf der Tagesordnung stehen, kann man hier auch mal jenes Volk treffen, das man in Hongkong nicht so leicht findet: Echte Kuenstler. Bei meinem Besuch lernte ich etwa Ellen Pau kennen, die Grand Dame der Hongkonger Videokunst. Sitzt im Auswahlkommitee fuer das zukuenftige Riesenmuseum M+, arbeitet als Kuratorin oder an ihrem Archiv fuer Videokunst, “Videotage”. Doch wie so viele einheimische Kunstschaffende, hat auch die umtriebige Ellen einen Brotberuf,: Sie arbeitet als Radiologin im staedtischen Krankenhaus.
Chai Wan, ein Industriestadtteil ganz im Osten, direkt am Meer gelegen, ist ein weiterer spannender Aussenposten. Die ehemaligen Industrieetagen werden immer oefter zu Lofts. Und die ziehen eine gleichgesinnte Gemeinschaft aus (Lebens-)Kuenstlern und Galeristen an. Man vergleicht sich gern mit Chelsea. Um dennoch das Publikum aus der City zu locken, organisieren die Kreativen immer wieder gemeinsame Abende wie etwa am 16. Und 17. Mai ihr eigenes Art & Design Festival “Chai Wan Mei” waehrend der Messe. Auf jeden Fall sollte man hier die Italienerin Claudia Albertini und ihre “Platform China” besuchen. Sie stellt die juengsten chinesischen Gegenwartskuenstler aus – und Hongkong ist ihre zweite Galerie nach Peking. Ganz bewusst: ”Wir sind hier direkt am Tor zu China, aber mit einem stabilen Rechtssystem, und ohne Zensur,” beschreibt Albertini ihre Beweggruende. Und diesen Industrieraum fand sie perfekt. Die Luft riecht noch nach Oel und Farbe. Ueber einen Lastenaufzug geht es hoch. Will heissen: Man ist noch lange nicht fertig. Aber jeder Tag ist spannend.
Aehnlich die Situation im ehemaligen Fischerstadtteil Aberdeen, wo sich knapp 20 Galerien in einem Kluster rund um die Wong Chuk Hang Road angesiedelt haben. Nicht weit von den letzten Sampans (Wassertaxen) und dem Hongkonger Fischmarkt finden sich auch hier die tollsten Loft-Ueberraschungen. Zum Beispiel den mondaenen Spring Workshop in einer umgebauten Fabriketage. “Ich liebe diese Nachbarschaft mit ihren verschiedenen Schichten,” sagt Gruenderin Mimi Brown. “Die Reste des alten Hongkong sind noch da – eine alte Kerzenfabrik, ein Fressmarkt mit tollem Thai Food. Der Tai Wong Yeh Tempel parfuemiert die ganze Gegend mit seinen spiralfoermigen Duftkerzen. Gleichzeitig entsteht rundum jeden Tag Neues.” Finanziert durch eine auf fuenf Jahre angelegte private Stiftung, hat Brown ein echtes Domizil der Kunst errichtet, bestehend aus mehreren grosszuegigen Raeumen – die sich zu Apartments fuer ‘Artists in Residence’ abtrennen lassen. Wenn man sie nicht fuer Wochenend-Symposien, Ausstellungen oder Feste braucht. Sogar eine riesige Dachterrasse ist da. Doch vor allem will Mimi Brown im Verein mit anderen Non-Profit-Organisationen internationale wie lokale Kuenstler zu Happenings zusammenbringen und zeigen, was hier moeglich ist.
In ihrer Begeisterung fuer die neue Hongkonger Kunstzene klingt sie ziemlich aehnlich wie Magnus Renfrew. Beide wollen sie ihr zu dem Status verhelfen, welcher ihr inzwischen zukommt. Als aeusseres Symbol hat die Messeleitung dieses Jahr beim Berliner Kuenstler Carsten Nicolai eine Lichtinstallation in Auftrag gegeben. Auf das hoechste Gebaeude der Stadt, dem ICC am Hafen, werden nun an drei Messeabenden Lichtimpulse projiziert. Die Botschaft: Hongkongs Kunstszene vibriert und leuchtet – und zwar nicht nur zu Messezeiten.
Adressen fuer Kunstsinnige:
1. Asia Society
Der Ableger der Rockefeller Stiftung New York in einem ehemaligen Munitionslager, umgeben von ueppig bewachsenen Huegeln, ist eine Kunstoase mitten in der Stadt. 9 Justice Drive, +852 2103 9511 http://asiasociety.org/hong-kong
2. Liang Yi Museum
Das Privatmuseum eines Hongkonger Tycoons zeigt exquisite chinesische Antiquitaeten und erlesenen Schmuck des fruehen 20. Jahrhunderts.
181-199 Hollywood Road, Sheung Wan, Hong Kong www.liangyimuseum.com
3. PMQ
Wo in den fuenfziger Jahren junge Polizisten mit ihren Familien auf engstem Raum wohnten, praesentieren heute junge Designer ihre Werke. 35 Aberdeen Street, http://www.pmq.org.hk/
4. Nosh
Leckere Snacks gibt’s in diesem Eckcafe – wenn einem beim Kunstbummel die Energie ausgeht.
11 Upper Station Street, Sheung Wan / Tel: ( 852) 2559 8508. Website: http://www.nosh.com.hk
5. Bibo: In diesem ultrahippen Restaurant wird feinste franzoesische Kueche vor Originalen von Banksy, Damien Hirst oder Takashi Murakami serviert. 163 Hollywood Road, Tel: 2956 3188 Website: www.bibo.hk
6. Duddells: Das Bar-Restaurant macht Kunstfreunde gluecklich – nicht nur mit seiner Terrasse. Ein eigener Kurator traegt regelmaessig neue, beeindruckende Werke asiatischer Gegenwartskunst zusammen. 1 Duddell Street, Tel: + 85225259191, www.duddells.co
7. Salon No 10:
Pop Art, Antiquitaeten und ein ausgestopfter Pfau am Eingang: Nach dem Abendessen gibt es manchmal Livemusik. Die Idealversion eines Grosstadtsalons!
10 Arbuthnot Road, Tel: +852 28016768, www.salonnumber10.com
Ob er der Prinz sei, der die Hongkonger Kunstszene wachgekuesst hat? Magnus Renfrew, der erst 39-jaehrige, hoechst erfolgreiche Messechef der Art Basel Hongkong, ist ein hoeflicher Mensch. So verzieht er seinen baertigen Mund zunaechst zu einem Laecheln. Und wiegelt im gleichen Atemzug ab. “Nein. Als ich im Jahr 2007 aus Shanghai hier ankam, gab es bereits eine rege Kunstszene und sehr verdienstvollen Organisationen, beispielsweise die gemeinnuetzig organisierte Galerie Para-Site oder das Asia Art Archive. Es gab nur kein richtiges Forum.” Ein Konsortium aus fuehrenden Eventorganisationen hatte ihn beauftragt, fuer Hongkong eine anspruchsvolle Hongkonger Kunstmesse zu kreieren. Seine groesste Huerde? “Ich musste die Top-Galerien aus dem Ausland in vielen Gespraechen ueberzeugen, bei uns auszustellen”. Er sass dann dafuer staendig im Flieger. Die Welt hatte ja noch keine Ahnung, wieviel Geld in China wartet. Und welcher Reichtum an grosser Kunst. Doch Renfrew war von seiner Mission ueberzeugt: Hongkong sei der perfekte Ort fuer eine internationale Kunstmesse. Leute aus Ost und West zusammenbringen. Verkaufen. Wer sollte das besser koennen als die alteingesessene, Englisch sprechende Handelsstadt? So kam es, dass sich hier bis heute nicht nur der drittgroesste Auktionsmarkt der Welt etabliert hat (nach New York und London). Auch Renfrews Art Fair ging im Mai 2008 ueber die Buehne. Und wuchs jedes Jahr so beeindruckend weiter, dass nur vier Jahre spaeter die Art Basel den Mehrheitsanteil uebernahm. Kommenden Donnerstag wird sie zum zweiten Mal als “Art Basel Hong Kong” die Tore oeffnen.
Die Kunst hat derzeit wirklich ein Momentum in Hong Kong. Von staedtischer Seite ist fuer 2017 die Eroeffnung des “West Kowloon Cultural Districts” geplant. Ein ganzer Kulturstadtteil wird da in den naechsten Jahren aus dem Boden gestampft. Den Wettbewerb fuer das Museum “M+ for visual culture” haben Herzog & de Meuron fuer sich entschieden – mit einem riesigen, auf den Kopf gestellten “T”, das sie vor die Hochhauskulisse von West Kowloon setzen werden. Und obwohl die Bauarbeiten noch gar nicht begonnen haben, schafft es das designierte Kuratorium, die neue Aera mit Events im oeffentlichen Raum und auf der Website heute schon anzudeuten. “Wir sind gute Freunde”, sagt Magnus Renfrew anerkennend ueber seine Kollegen vom M+.
Die wichtigsten internationalen Galerien, denen Renfrew vor ein paar Jahren noch hinterherlaufen musste, haben sich schon vor der ersten Art Basel Hongkong ihre Dependancen in der City gesichert. White Cube (London) residiert pompoes an der Connaught Road 50, der Franzose Perrotin hat die gleiche Adresse, nur weiter oben, mit Hafenblick. Gagosian (New York), Pearl Lam (Shanghai), Simon Lee (London), und Lehmann Maupin (New York) haben sich alle im prestigetraechtigen Pedder Building niedergelassen, einem der wenigen noch erhaltenen Kolonialgebaeude in bester Lage. Kein Wunder, dass das Pedder am Abend vor der Eroeffnung der Art Basel HK immer “the place to be” ist.
Das naechste Kunstquartier in Central erreicht man ueber den Escalator, die laengste Freiluft-Rolltreppe der Welt. Im heutigen Viertel Sheung Wan rund um die Hollywood Road verkauften in den fruehen Kolonialjahren durchreisende Matrosen ihre Fundstuecke aus aller Herren Laender. So entstanden auf der Hollywood Road die ersten Antiquitaetenlaeden – gefolgt von Kunstgalerien und eklektisch bestueckten Laeden. Man muss sich nur treiben lassen. Lady Sin Sin von der gleichnamigen Galerie bespielt zwei gegenueberliegende Haeuser in der Sai Street 52/54 mit moderner Kunst aus Suedostasien. Auch The Cat Street Gallery (222 Hollywood Road) lohnt sich. Schraeg gegenueber liegt auch der bereits erwaehnte Kunstraum “Para Site”(4 Po Yan Street). Unscheinbar, aber einflussreich, da er spezialisiert ist auf politisch-sozial engagierte Kunst, beispielsweise von Ai Wei Wei.
Doch nicht nur im Zentrum, auch an den Peripherien blueht die Kunst. Waehrend der Art Basel fahren Busse die Aussenstandorte direkt an. Nach der Messe muss man sie suchen – was ein Abenteuer fuer sich sein kann in Stadtteilen, die man als Tourist sonst nie finden wuerde. Das Cattle Depot Artist Village (63 Ma Tau Kok Road) etwa liegt in einem alten Schlachthaus im hinteren Kowloon. Umgeben von den typischen, endlosen Hochhaus-Gebirgen, hat sich hier mit Unterstuetzung der Stadtregierung eine Gemeinschaft von Kuenstlern und Kunstinstitutionen niedergelassen, die dem grosszuegigen Backstein-Komplex neuen Charme verleihen. Die frueheren Troege stehen noch in der Mitte, ausserdem unzaehlige Blumen und Topfpflanzen. Und selbst wenn keine Events auf der Tagesordnung stehen, kann man hier auch mal jenes Volk treffen, das man in Hongkong nicht so leicht findet: Echte Kuenstler. Bei meinem Besuch lernte ich etwa Ellen Pau kennen, die Grand Dame der Hongkonger Videokunst. Sitzt im Auswahlkommitee fuer das zukuenftige Riesenmuseum M+, arbeitet als Kuratorin oder an ihrem Archiv fuer Videokunst, “Videotage”. Doch wie so viele einheimische Kunstschaffende, hat auch die umtriebige Ellen einen Brotberuf,: Sie arbeitet als Radiologin im staedtischen Krankenhaus.
Chai Wan, ein Industriestadtteil ganz im Osten, direkt am Meer gelegen, ist ein weiterer spannender Aussenposten. Die ehemaligen Industrieetagen werden immer oefter zu Lofts. Und die ziehen eine gleichgesinnte Gemeinschaft aus (Lebens-)Kuenstlern und Galeristen an. Man vergleicht sich gern mit Chelsea. Um dennoch das Publikum aus der City zu locken, organisieren die Kreativen immer wieder gemeinsame Abende wie etwa am 16. Und 17. Mai ihr eigenes Art & Design Festival “Chai Wan Mei” waehrend der Messe. Auf jeden Fall sollte man hier die Italienerin Claudia Albertini und ihre “Platform China” besuchen. Sie stellt die juengsten chinesischen Gegenwartskuenstler aus – und Hongkong ist ihre zweite Galerie nach Peking. Ganz bewusst: ”Wir sind hier direkt am Tor zu China, aber mit einem stabilen Rechtssystem, und ohne Zensur,” beschreibt Albertini ihre Beweggruende. Und diesen Industrieraum fand sie perfekt. Die Luft riecht noch nach Oel und Farbe. Ueber einen Lastenaufzug geht es hoch. Will heissen: Man ist noch lange nicht fertig. Aber jeder Tag ist spannend.
Aehnlich die Situation im ehemaligen Fischerstadtteil Aberdeen, wo sich knapp 20 Galerien in einem Kluster rund um die Wong Chuk Hang Road angesiedelt haben. Nicht weit von den letzten Sampans (Wassertaxen) und dem Hongkonger Fischmarkt finden sich auch hier die tollsten Loft-Ueberraschungen. Zum Beispiel den mondaenen Spring Workshop in einer umgebauten Fabriketage. “Ich liebe diese Nachbarschaft mit ihren verschiedenen Schichten,” sagt Gruenderin Mimi Brown. “Die Reste des alten Hongkong sind noch da – eine alte Kerzenfabrik, ein Fressmarkt mit tollem Thai Food. Der Tai Wong Yeh Tempel parfuemiert die ganze Gegend mit seinen spiralfoermigen Duftkerzen. Gleichzeitig entsteht rundum jeden Tag Neues.” Finanziert durch eine auf fuenf Jahre angelegte private Stiftung, hat Brown ein echtes Domizil der Kunst errichtet, bestehend aus mehreren grosszuegigen Raeumen – die sich zu Apartments fuer ‘Artists in Residence’ abtrennen lassen. Wenn man sie nicht fuer Wochenend-Symposien, Ausstellungen oder Feste braucht. Sogar eine riesige Dachterrasse ist da. Doch vor allem will Mimi Brown im Verein mit anderen Non-Profit-Organisationen internationale wie lokale Kuenstler zu Happenings zusammenbringen und zeigen, was hier moeglich ist.
In ihrer Begeisterung fuer die neue Hongkonger Kunstzene klingt sie ziemlich aehnlich wie Magnus Renfrew. Beide wollen sie ihr zu dem Status verhelfen, welcher ihr inzwischen zukommt. Als aeusseres Symbol hat die Messeleitung dieses Jahr beim Berliner Kuenstler Carsten Nicolai eine Lichtinstallation in Auftrag gegeben. Auf das hoechste Gebaeude der Stadt, dem ICC am Hafen, werden nun an drei Messeabenden Lichtimpulse projiziert. Die Botschaft: Hongkongs Kunstszene vibriert und leuchtet – und zwar nicht nur zu Messezeiten.
Adressen fuer Kunstsinnige:
1. Asia Society
Der Ableger der Rockefeller Stiftung New York in einem ehemaligen Munitionslager, umgeben von ueppig bewachsenen Huegeln, ist eine Kunstoase mitten in der Stadt. 9 Justice Drive, +852 2103 9511 http://asiasociety.org/hong-kong
2. Liang Yi Museum
Das Privatmuseum eines Hongkonger Tycoons zeigt exquisite chinesische Antiquitaeten und erlesenen Schmuck des fruehen 20. Jahrhunderts.
181-199 Hollywood Road, Sheung Wan, Hong Kong www.liangyimuseum.com
3. PMQ
Wo in den fuenfziger Jahren junge Polizisten mit ihren Familien auf engstem Raum wohnten, praesentieren heute junge Designer ihre Werke. 35 Aberdeen Street, http://www.pmq.org.hk/
4. Nosh
Leckere Snacks gibt’s in diesem Eckcafe – wenn einem beim Kunstbummel die Energie ausgeht.
11 Upper Station Street, Sheung Wan / Tel: ( 852) 2559 8508. Website: http://www.nosh.com.hk
5. Bibo: In diesem ultrahippen Restaurant wird feinste franzoesische Kueche vor Originalen von Banksy, Damien Hirst oder Takashi Murakami serviert. 163 Hollywood Road, Tel: 2956 3188 Website: www.bibo.hk
6. Duddells: Das Bar-Restaurant macht Kunstfreunde gluecklich – nicht nur mit seiner Terrasse. Ein eigener Kurator traegt regelmaessig neue, beeindruckende Werke asiatischer Gegenwartskunst zusammen. 1 Duddell Street, Tel: + 85225259191, www.duddells.co
7. Salon No 10:
Pop Art, Antiquitaeten und ein ausgestopfter Pfau am Eingang: Nach dem Abendessen gibt es manchmal Livemusik. Die Idealversion eines Grosstadtsalons!
10 Arbuthnot Road, Tel: +852 28016768, www.salonnumber10.com